EXHIBITION /// CITY HALL OF HESSEN’S STATE CAPITAL WIESBADEN /// DR. ANJA CHERDRON-MODIG /// INTRODUCTION /// 31.01.2017

Dr. Anja Cherdron-Modig   ///   INTRODUCTION   ///   31.01.2017

REGINE FÜRST, Diplom Designerin, ist seit 1997 als freiberufliche Künstlerin in Wiesbaden tätig. Sie erhielt Unterricht in Malerei und Zeichnung an der STÄDELSCHULE_ in Frankfurt, 2015 an der SLADE_SCHOOL OF FINE ART in London sowie 2016 der UDK_UNIVERSITÄT DER KÜNSTE in Berlin.

Charakteristisch für REGINE FÜRST ist ein grenzübergreifendes Arbeiten, wobei sie sich in unterschiedlichen Zusammenstellungen den Medien Zeichnung, Fotografie, Film, digital painting und Installation bedient. Während des künstlerischen Prozesses zeichnet, filmt, projiziert und fotografiert sie die entstandenen Kunstobjekte und dokumentiert dadurch in verschiedenen Medien ihre Wahrnehmungen. 

REGINE FÜRST greift auf unterschiedliche, immer wiederkehrende Materialien zurück: Fundstücke aus der Natur wie etwa Äste, so wie Klebeband, Draht, Zeichnung mit Grafitstiften, Tusche bzw. Vinylfarbe auf Papier oder Leinwand,welche sie zumeist miteinander kombiniert. Sie benennt explizit ihre Sinneswahrnehmung der Außenwelt und der Natur als Ausgangspunkt für ihre schöpferische Produktion. Die intensive Begegnung mit der Natur ist für sie ein stetiger Selbstfindungsprozess und Bezugspunkt für ihre theoretische Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen unserer technisierten Gesellschaft (persönliches Gespräch mit Regine Fürst, 07.12.2016).

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Foto: Britta Baumann http://brittabaumann.com

In der Serie „level of defence“ reihen sich mit Neon farbigen orangenem Klebeband umwickelte Hölzer zu einer unregelmäßigen Skala auf. Das Umhüllen der Hölzer kann als Geste des Schutzes der Natur gedeutet werden; gleichzeitig wird durch die Signalwirkung des Neonorange unsere Aufmerksamkeit auf die Natur gelenkt (persönliches Gespräch mit Regine Fürst, 07.12.2016). Durch Auswahl des Materials und Kombination mit künstlichen bzw. technischen Materialien verleiht REGINE FÜRST den Fundstücken aus der Natur eine besondere Wertigkeit und Bedeutung.

Eine Weiterentwicklung dieser Installation bilden die Wandobjekte „nuances of defence“ aus Gipsabdrücken von Holzstücken, die mit Neon orangefarbigen Draht auf eine Reihe von Zeichnungen gebunden sind. Diese zeichnerischen Studien, wie auch die Reihe „mahogany session“, in denen eine besondere Sensibilität im Umgang mit der Linie zum Ausdruck kommt, begleiten und dokumentieren fortlaufend den Arbeitsprozess. Im Focus der Präsentation der Arbeiten von REGINE FÜRST steht die Serie „nuances of an in-depth look“, welche sie 2015 in London während eines Aufenthaltes an der SLADE_SCHOOL OF FINE ART begonnen hat und fortlaufend weiterentwickelt. Daraus sehen sie zwei Fotografien und den Film „slowly drifting“.

Die Initialzündung für diese Serie erhielt REGINE FÜRST durch einen momentane Sinneswahrnehmung: Ein Windzug – durch die anfahrende U-bahn erzeugt – strich durch ihr Haar. Intuitiv hat sie diesen unmittelbaren Eindruck mittels einer Filmsequenz auf dem Smartphone festgehalten. Sie entwickelte daraus zunächst einen Film sowie installative Fotografien mit digitalen Interventionen.

In „nuances of an in-depth look“ mutiert eines ihrer Objekte aus einem Baumstumpf zu einer bedrohlich übernatürlichen Kreatur, während dagegen in „interlude 3609“ die Person der Künstlerin selbst mit dem digitalem Kunstwerk zu verschmelzen scheint. In diesen digitalen Transformationen deutet REGINE FÜRST ihrer eigenen Aussage nach auf die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten des Menschen, die Natur zu gestalten hin und – so könnte man ergänzen – auf den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, den dieser technische Fortschritt erfordert (persönliches Gespräch mit Regine Fürst, 07.12.2016).

Dr. Anja Cherdron-Modig   ///   Vorstand Kunstverein Bellevue-Saal   ///   Verein zur Förderung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz e.V.   ///   Einführung „Neu im BBK“– Berufsverband der Bildenden Künstlerinnen und Künstler   ///   Gemeinschaftsausstellung Rathaus Wiesbaden 31.01.2017